Das Thema Unternehmensnachfolge gewinnt an Brisanz. Laut einer Studie der KfW wird in den nächsten Jahren eine Nachfolgewelle über den deutschen Mittelstand hinweg rollen. 511.000 Unternehmen, das sind fast 14 Prozent aller KMU, brauchen in den nächsten fünf Jahren eine Nachfolgelösung. Doch für viele Unternehmen gestaltet sich die Suche schwierig. Die Spitze des Generationenwechsels wird jedoch erst für die Jahre 2023 bis 2027 erwartet. Die Situation wird sich also weiter verschärfen.
Unternehmensnachfolge: Oft ist keine Lösung in Sicht
Nur gut die Hälfte der Unternehmen, die innerhalb von zwei Jahren eine Übergabe planen, hat schon einen Nachfolger gefunden oder steht zumindest in Verhandlungen darüber. Das bedeutet, dass für die andere Hälfe der Unternehmen die Zeit kaum ausreichen wird, um die Weichen erfolgreich in Richtung Zukunft zu stellen. Für eine gelungene Übergabe kann man nämlich leicht eine Vorbereitungszeit von 5 Jahren einrechnen.
Verantwortlich für das Dilemma ist vor allem die demographische Entwicklung in Kombination mit einer Einstellungsänderung. Während die geburtenstarken Jahrgänge nach und nach in den Ruhestand gehen, sind immer weniger Menschen der ohnehin geburtenschwächeren, jüngeren Jahrgänge an einer Selbstständigkeit interessiert. Diejenigen, die die Selbstständigkeit suchen, bevorzugen oft auch eine Neugründung.
In dieser Situation verfallen Unternehmensinhaber leicht in eine „Vogel-Strauß-Haltung“. Weil keine geeignete Lösung in Sicht scheint, stecken sie den Kopf lieber in den Sand und schieben das Thema auf die lange Bank.
Unternehmensnachfolge: Der Faktor Zeit wird unterschätzt
Jede Form der Firmenübergabe braucht Zeit. Dabei spielt es keine Rolle, in welcher Form die Übergabe erfolgt. Die deutlich bevorzugte Form im Mittelstand ist die Übergabe an ein Familienmitglied. 54 Prozent der Unternehmer wünschen sich diese Variante. Einen externen Käufer können sich 42 Prozent der Unternehmer vorstellen. Für 25 Prozent ist die Übergabe an einen Mitarbeiter eine Option und für 27 Prozent stellt ein Miteigentümer eine denkbare Alternative dar.
Egal, wie die Übergabe erfolgen soll, die Vorbereitungen können Jahre in Anspruch nehmen. Die sorgfältige Vorbereitung des Nachfolgers und des Übergebenden hilft, Stolpersteine zu umgehen und einen Generationenwechsel erfolgreich zu gestalten.
Fehlende Lösungen für die Unternehmensübergabe gefährden Arbeitsplätze
14 Prozent der Inhaber sehen laut der KfW-Studie derzeit keine andere Alternative als die Stilllegung des Unternehmens. Je kleiner das Unternehmen ist, umso größer wird diese Gruppe. Setzen alle diese Unternehmen ihre Stilllegungspläne auch um, wären 1,63 Millionen Erwerbstätige davon betroffen.
Unternehmensübergabe: Eine kritische Phase
Situationen des Wandels sind immer kritische Phasen. Dies trifft privat genauso zu wie beruflich. Firmen in der Übergangsphase sind verletzlich. Die Übergabe und die Neuorientierung bedeuten für den Übergeber wie auch für den Nachfolger Schwerstarbeit. Die strategische Planung muss neu überdacht werden und die Organisationsstrukturen kommen auf den Prüfstand. Bei allem Umbruch ist es wichtig, die Mitarbeiter nicht außen vor zu lassen. Daher bedeutet eine Firmenübergabe auch, verstärkt auf die interne Kommunikation und die zwischenmenschlichen Beziehungen zu achten. Die Entscheidungs- und Kommunikationswege ändern sich. Eine neue Führungskultur hält Einzug. In diesem Zusammenhang kann es leicht zu Missverständnissen, Konflikten und Reibereien kommen.
Ein Patentrezept für eine erfolgreiche Übergabe gibt es nicht. Zu unterschiedlich sind die Unternehmen, Situationen und beteiligten Personen. Einige Regeln gelten jedoch generell.
Tipps für eine erfolgreiche Unternehmensübergabe
1. Rechtzeitig die Weichen stellen
Je früher man das Unternehmen auf die Nachfolge vorbereitet, desto besser. 5 Jahre sollten mindestens eingeplant werden, damit sich das Unternehmen, der Nachfolger und der scheidende Chef auf die neue Situation vorbereiten können. Auch für unvorhersehbare Ereignisse (Krankheit, Unfall) sollte es einen Notfallplan geben. Geschäftsaufgaben könnten bei langfristiger Planung oft vermieden werden.
2. Potenzielle Nachfolger offen ansprechen
Auch, wenn die meisten Unternehmer sich den Sohn oder die Tochter als Nachfolger wünschen, geht dieser Wunsch nicht immer in Erfüllung. Oft haben die Kinder andere berufliche Pläne. Ein offenes Gespräch schafft Klarheit. Wer die Nachfolgefrage mit den Kindern frühzeitig abklärt, kann auch bei einem „Nein“ rechtzeitig die Alternativen ausloten. Ob andere Familienmitglieder, Käufer, externe Manager oder kompetente Mitarbeiter, alle Möglichkeiten können dann überdacht und diskutiert werden.
3. Nachfolger gezielt und strukturiert aufbauen
Wenn der Nachfolger aus der Familie oder der Belegschaft kommt, kann man die Übergabe schrittweise vorbereiten und planen. Man kann sich die Zeit nehmen, dem Nachfolger die notwendigen fachlichen und organisatorischen Kenntnisse zu vermitteln. Genauso wichtig ist der Aufbau seiner persönlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten, z.B. in den Bereichen Mitarbeiterführung und Kommunikation. Der Besuch von einem Führungskräftetraining kann helfen, sich über die Führungsstile von Übergeber und Nachfolger klar zu werden, die Auswirkungen für die Mitarbeiter zu erkennen und den Übergang dadurch bewusster zu gestalten. Wer versteht, was sich ändern wird, kann leichter mit den Reaktionen und Emotionen der Belegschaft umgehen.
4. Loslassen lernen
Häufig führt dieser Punkt zu Problemen. Emotionen spielen bei einer Unternehmensübergabe eine große Rolle. Dem Senior fällt es verständlicherweise oft schwer, sich aus dem in jahrelanger Arbeit aufgebauten Betrieb zurückzuziehen. Klare Regelungen helfen allen Betroffenen. Senior und Junior sollten schriftlich die Spielregeln und den Zeitplan gemeinsam festlegen. Für die schwierige Übergangsphase empfiehlt es sich, externe Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Seminartipp:
Der gemeinsame Besuch von einem Führungskräftetraining, oder Managementtraining durch den Übergeber und den Nachfolger kann eine Firmennachfolge entscheidend erleichtern. Die strategische Neuausrichtung, die Definition der Führungskultur, sowie Änderungen bei den Kommunikations- und Entscheidungsprozessen können im Rahmen einer Schulung in Ruhe und unter externer Begleitung besprochen werden. Missverständnisse und Enttäuschungen können so vermieden werden. Gleichzeitig erhalten die Mitarbeiter in Zeiten des Umbruchs Orientierung und Sicherheit. BEITRAINING hat in dieser sensiblen Phase bereits eine Reihe von Unternehmern und ihre Nachfolger erfolgreich begleitet.
Quellen:
• KfW Research Fokus Volkswirtschaft „Generationenwechsel im Mittelstand. Bis 2019 werden 240.000 Nachfolger gesucht“.
• DIHK-Report : Unternehmensnachfolge 2017: „Unternehmensnachfolge – die Herausforderung wächst“
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