Wertschätzung und Mitarbeiterführung

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Wie Sie als Führungskraft Wertschätzung ausdrücken

Jeder Mensch wünscht sich Wertschätzung und Anerkennung. Wenn wir spüren, dass andere uns und unsere Leistungen als wertvoll empfinden, motiviert uns das und setzt neue Energien frei.

Führungskräfte wissen heute um die Bedeutung von Wertschätzung in der Mitarbeiterführung. Daher geben viele sich Mühe und verteilen großzügig Lob, wann immer sich die Gelegenheit bietet. Doch oft entsteht der Eindruck, dass diese gutgemeinten Zeichen der Wertschätzung bei den Mitarbeitenden nicht so richtig ankommen. Was läuft also hier falsch?

Lob und Wertschätzung – wo liegt der Unterschied?

Im allgemeinen Sprachgebrauch verwenden wir die Begriffe Lob, Anerkennung und Wertschätzung oft gleichbedeutend. Es gibt jedoch feine, aber entscheidende Unterschiede.

Lob und Anerkennung

Lob und Anerkennung beziehen sich auf konkrete Leistungen. Sie sollten daher stets spontan und anlassbezogen ausgesprochen werden. Damit ein Lob auch ankommt, sollte der Mitarbeitende die gelobte Leistung nicht als selbstverständlichen Teil seines Arbeitsgebiets ansehen. Das wirkt unglaubwürdig und zeigt, dass die Führungskraft weder die Person noch ihr Aufgabengebiet richtig einschätzt. Dann erhält das Lob einen fahlen Beigeschmack und wirkt mitunter sogar demotivierend.

Für ein Lob gelten also folgende Kriterien:

  • Konkret
  • Glaubwürdig
  • Zeitnah
  • Persönlich ausgesprochen
  • Verhaltens- und leistungsbezogen

Mehr zum Thema richtig loben und kritisieren lesen Sie hier.

Lob und Anerkennung sind wichtig, doch Wertschätzung geht darüber hinaus.

Unser Tipp zum Thema Loben

Machen Sie sich eine Liste, in der Sie festhalten:

  • Wann haben Sie einen Mitarbeitenden gelobt?
  • Was war der konkrete Anlass?
  • Wie war die Reaktion?

Wertschätzung drückt eine innere Haltung aus

Wertschätzung drückt eine positive Haltung in Bezug auf einen anderen Menschen aus. Sie bezieht sich nicht auf eine spezielle Leistung, sondern auf den Menschen als Ganzes. Wertschätzung ist also eine Geisteshaltung, die mit Respekt, ehrlichem Interesse, Aufmerksamkeit und Wohlwollen einhergeht. Menschen spüren diese innere Einstellung intuitiv.

Psychologen haben übrigens einen engen Zusammenhang zwischen dem Ausdruck von Wertschätzung und dem Selbstwertgefühl eines Menschen nachgewiesen. Demnach haben Menschen mit einem hohem Selbstwert oftmals eine wertschätzende Haltung anderen gegenüber und werden auch öfter von anderen wertgeschätzt.

Echte Wertschätzung in der Mitarbeiterführung ist deshalb eine Herausforderung, weil die Arbeitswelt primär auf Leistung ausgelegt ist. Bei Wertschätzung aber steht der Mitarbeitende als Person im Fokus und ist aufgrund seiner Fähigkeiten und seiner Persönlichkeit wertvoll.

Tipps, wie Sie das Selbstbewusstsein Ihrer Mitarbeitenden steigern können, lesen Sie hier.

Wertschätzung als mächtiges Instrument guter Führung

Wertschätzung ist ein mächtiges Motivationsinstrument und eine zentrale Energiequelle für Menschen. Sie hat einen positiven Einfluss auf viele Faktoren:

  • Stärkung der Loyalität und Mitarbeiterbindung
  • Auf- und Ausbau vertrauensvoller Beziehungen zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden
  • Verbesserung der Eigenmotivation und der individuellen Leistungen
  • Stärkung der Resilienz
  • Verminderung der vermeidbaren Fehlzeiten

Doch wie drückt man Wertschätzung praktisch glaubwürdig aus?

Wertschätzung ausdrücken mit der BGB-Regel

In Anlehnung an Marshall B. Rosenberg, Autor des Buches „Gewaltfreie Kommunikation“ möchten wir Ihnen die BGB-Regel der Wertschätzung an die Hand geben. Jeder Ausdruck von Wertschätzung sollte demzufolge folgende drei Bestandteile enthalten:

B wie Beobachtung

Was haben Sie wahrgenommen? Was ist Ihnen konkret aufgefallen?

G wie Gefühle

Welche angenehmen Gefühle hat das bei Ihnen ausgelöst? Waren Sie zum Beispiel erfreut, dankbar, zufrieden, begeistert, bestätigt, motiviert, erleichtert, stolz oder beruhigt?

B wie Bedürfnisse

Welche Bedürfnisse wurden dadurch bei Ihnen erfüllt? Welchen Nutzen haben Sie daraus gezogen? Zum Beispiel Sicherheit, Ehrlichkeit, Vertrauen, Zusammenhalt, Verlässlichkeit, Zeitgewinn, Entspannung, Verbesserung, Rückhalt.

Die Bestandteile Bedürfnisse und Gefühle können Sie in der Reihenfolge auch tauschen. Doch alle drei Elemente sollten in ihrer Botschaft vorhanden sein. Wie geht das? Hier sind zwei Beispiele.

Die BGB-Regel der Wertschätzung in der praktischen Anwendung

Beispiel 1

Beobachtung
Sie stellen fest, dass Ihr Mitarbeiter nicht nur den Jahresvergleich für Sie erstellt hat, um den Sie ihn gebeten haben. Er hat sogar weitergedacht und die entscheidenden Veränderungen analysiert und kommentiert. Außerdem hat er gleich noch eine Grafik erstellt, die die Abweichungen gut visualisiert.

Gefühl
Sie sind erfreut und dankbar für diese Unterstützung.

Bedürfnis
Ihr Mitarbeiter hat sie dadurch entlastet, denn Sie können seine Auswertung 1:1 in Ihre Präsentation für den Vorstand übernehmen. Das spart Ihnen Zeit und entlastet sie.

So drücken Sie Ihre Wertschätzung aus:
Herr X, Sie haben zusätzlich eine Analyse und eine Grafik erstellt. Ich bin Ihnen sehr dankbar dafür, denn ich kann Ihre Auswertung sehr gut und unverändert für die Vorstandssitzung verwenden. Damit haben Sie mich richtig gut entlastet. Danke für Ihre vorausschauende und aufmerksame Arbeitsweise.

Beispiel 2

Beobachtung
Sie sehen, wie zwei Mitarbeiterinnen, die bislang nicht so gut miteinander zurechtkamen, gemeinsam an einer kniffligen Aufgabe tüfteln und sie schließlich gut lösen.

Gefühl
Sie sind erleichtert über das gute Miteinander und über die Solidarität, denn sie hatten erst kürzlich eine Konfliktmoderation zwischen den beiden.

Bedürfnis
Sie wissen, wieviel Energie und Zeit Teamkonflikte kosten und daher sind ein guter Umgang und eine gute Stimmung ein zentrales Anliegen für Sie. Ihre Beobachtung freut sie und gibt Ihnen das gute Gefühl von Verbesserung.

So drücken Sie Ihre Wertschätzung aus:
Ich habe beobachtet, wie gut Sie diese knifflige Aufgabe mit vereinten Kräften gestemmt haben. Mich freut das sehr, dass Sie sich so gut abstimmen und gegenseitig unterstützen. Sie wissen ja, wie wichtig mir ein gutes Teamklima ist. Danke, dass das so gut klappt.

Auch Ihre Körpersprache drückt Wertschätzung aus

Worte sind gut, doch besonders authentisch sind sie, wenn Ihre Körpersprache das Gesagte unterstützt. Dazu gehören:

  • Anerkennende Blicke
  • Ein ehrliches Lächeln
  • Ein Schulterklopfen oder ein Handschlag

Zeichen der Wertschätzung

Ihre Wertschätzung für einen Menschen können Sie noch unterstreichen. Hier drei Ideen, die jederzeit funktionieren.

Interesse zeigen

Dazu können Sie Fragen stellen.Zum Beispiel: Wie haben Sie das genau schafft? Wie sind Sie vorgegangen? Was hat Sie zu dieser Idee gebracht?

Kleine Zeichen der Dankbarkeit setzen

Es geht nicht um große Belohnungen. Mit aufmerksamen Gesten drücken Sie Ihre Wertschätzung genauso effektiv aus. Ein halber Tag Urlaub, ein Gutschein oder eine andere Kleinigkeit beweisen, dass Sie zu schätzen wissen, was der Mitarbeitende dem Unternehmen zu bieten hat.

Vertrauen zeigen

Schenken Sie Vertrauen, indem Sie Verantwortung übertragen und Freiräume gewähren.

Zahlreiche Tipps dazu finden Sie im Beitrag „Führung auf Vertrauensbasis“.

Wenn Wertschätzung nicht ankommt

Wenn Sie den Eindruck haben, dass ihre Wertschätzung nicht ankommt, können Sie sich folgende Fragen stellen:

Sind Sie in ehrlicher Absicht vorgegangen oder war es nur eine Floskel?

Echte Wertschätzung kommt von Herzen und Menschen spüren das sofort. Wenn Menschen jedoch hinter den anerkennenden Worten eine Manipulation spüren oder vermuten, erreichen Sie genau das Gegenteil, nämlich einen Vertrauensverlust und Frustration. Der US-amerikanische Bestseller-Autor Dale Carnegie hat es einmal so ausgedrückt:

„Schmeicheleien kommen aus den Zähnen. Herzliche Wertschätzung kommt aus dem Herzen.“

Dale Carnegie

Haben Sie sich ausreichend Zeit genommen?

Echte Wertschätzung braucht Raum und Zeit. Nehmen Sie sich diese Zeit und trinken Sie beispielsweise zusammen einen Kaffee oder machen Sie einen Spaziergang in der Mittagspause. Schenken Sie dem Mitarbeitenden in dieser Zeit ihre volle Aufmerksamkeit. Dadurch drücken Sie – ganz ohne Worte – echte Wertschätzung aus.

Wie steht es um das Selbstwertgefühl des Mitarbeitenden?

Oft wundern wir uns, dass Menschen auf Wertschätzung verlegen reagieren. Viele Menschen haben nicht gelernt, Wertschätzung entgegenzunehmen, weil ihr Selbstwertgefühl gering ist. Sie fragen sich, ob sie das überhaupt verdient haben. Oder sie finden es unangenehm im Mittelpunkt zu stehen. Mache wollen auch nicht arrogant erscheinen. Sie werten das Kompliment dann ab oder reden ihre Leistungen klein. Ermutigen Sie Ihre Mitarbeitenden, diese falsche Bescheidenheit abzulegen, indem sie freundlich darauf hinweisen, dass er/sie diese Wertschätzung verdient hat.

Tipp: Die beste Art und Weise, auf Wertschätzung zu reagieren, ist ein einfaches Dankeschön. Sagen Sie also einfach: „Danke, das freut mich. Danke, das tut mir gut. Danke für die Aufmerksamkeit.“

Fotoquelle

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Quelle und Literaturtipp

Marshall B. Rosenberg: Gewaltfreie Kommunikation – Die Sprache des Lebens, erschienen 2016 im Junfermann Verlag

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