Hybride Führung

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Hybride Führung – Grundprinzipien und Praxistipps

Hybride Führung – was ist damit gemeint? Den Begriff „hybrid“ kennen wir von Fahrzeugen. Beim Hybridantrieb wechselt das Auto während der Fahrt automatisch zwischen Verbrennungsmotor und Elektromotor hin und her.

Hybrides Arbeiten: Was ist das?

„Hybrid“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet, dass etwas vermischt wird. Der Begriff wurde in die Arbeitswelt übernommen. „Hybrides Arbeiten“ bedeutet, dass Mitarbeitende teils im Homeoffice, teils mobil und teils im Büro arbeiten.

Im allgemeinen Sprachgebrauch hat sich das Wort „Homeoffice“ eingebürgert, wenn Menschen nicht im Firmengebäude tätig sind. Doch Homeoffice ist nur eine Form der Telearbeit. Wenn wir vom Homeoffice sprechen, meinen wir nicht zwangsläufig das Gleiche. Hier ein kleiner Überblick.

Arbeitsformen der hybriden Arbeitswelt

Homeoffice, auch Telearbeit genannt: ist eine flexible Arbeitsform, bei der die Beschäftigten ihre Arbeit vollumfänglich oder teilweise aus dem privaten Umfeld heraus ausführen.

Teleheimarbeit: Der Mitarbeitende verrichtet seine gesamte Arbeit von seinem Zuhause aus. Ein Arbeitsplatz in den Räumlichkeiten des Unternehmens existiert nicht. Er kann dabei sowohl in einem Angestelltenverhältnis als auch als Freelancer beschäftigt sein.

Hybride Telearbeit: Man spricht dabei oft auch von alternierender Telearbeit. Dies ist inzwischen die vorherrschende Variante der Telearbeit. Hierbei arbeitet ein angestellter Mitarbeitender abwechselnd zu Hause und im Unternehmen.  Ein betrieblicher Arbeitsplatz bleibt also erhalten. Manchmal sprechen sich jedoch auch mehrere Mitarbeitende ab, wer den Arbeitsplatz wann nutzt. Im Sprachgebrauch hat sich für die Arbeitszeit, die Zuhause geleistet wird, der Begriff „Homeoffice“ etabliert.

Mobile Telearbeit: Diese Arbeitsform wird auch als mobiles Arbeiten bezeichnet und hauptsächlich von Handelsvertretenden, Außendienstlern, Beratenden und ähnlichen Berufsgruppen praktiziert. Hierbei wird die Tätigkeit an wechselnden Arbeitsorten ausgeführt, bei verschiedenen Auftraggebern, im Hotel, im Zug, etc.  

On-Site-Telearbeit: Hier arbeitet der Mitarbeitende innerhalb der Gebäude und der Infrastruktur eines Fremdunternehmens. In der Regel handelt es sich dann um Telearbeit in den Gebäuden der Kundschaft. Diese Arbeitsform wird oft von externen Beratenden praktiziert.

Telearbeitszentren und Televillages: Hier wird die für die Arbeit notwendige Infrastruktur (schnelles Internet, Drucker, etc.) an einem zentralen Ort zur Verfügung gestellt. Verschiedene Unternehmen nutzen diese Infrastruktur und zahlen dafür eine Gebühr an die Betreibenden. Diese Zentren liegen dann oft in Wohngebieten.

Hybride Führung als neue Herausforderung

Für viele Führungskräfte ist es eine neue Herausforderung, ein hybrides Team zu führen, zu motivieren und zusammenzuhalten. Da stellt sich so manche Frage: Wann erreiche ich wen wo? Wer arbeitet gerade an was? Wie bekomme ich alle und alles unter einen Hut?

Jedes Unternehmen, jede Abteilung und jedes Team haben während der Pandemie eigene Misch-Formen von hybridem Arbeiten entwickelt. Manches lief gut, manches hakte noch. Ist hybrides Arbeiten nur ein kurzes Intermezzo gewesen und wir gehen bald wieder zur vollen Präsenz über?

Hybride Führung – keine Eintagsfliege

Als COVID19 zuschlug, wurde für viele Mitarbeitende Homeoffice fester Bestandteil des Arbeitslebens. Was für viele Menschen lange Zeit ein Wunschtraum war, den nur wenige Arbeitgeber erfüllten, wurde plötzlich zum Standard. Nur wenige Mitarbeitende hatten schon Erfahrungen damit gesammelt. Ebenso war es für viele Führende Neuland, mit dezentralen Teams zu arbeiten.

Viele Experten sind sich sicher, dass hybrides Arbeiten auch nach COVID-Zeiten weiterbestehen wird.

Für den Work Trend Index hat Microsoft Umfrageergebnisse von 30.000 Führungskräften und Beschäftigten aus 31 Ländern und anonymisierte Trends aus Microsoft 365 und LinkedIn ausgewertet. Die Macher der Studie sind sich sicher, dass hybride Arbeit auch in Zukunft das Arbeitsleben bestimmen wird. In Deutschland wünschen 64 Prozent, diese Möglichkeit auch weiterhin in Anspruch nehmen zu können. Damit einher geht, dass international zwei Drittel der Führungskräfte darüber nachdenken, Büroflächen umzugestalten, um sie besser auf die Anforderungen hybrider Arbeit auszurichten. In Deutschland sind es jedoch nur 57 Prozent.

In einer Umfrage des Magazins ManagerSeminare wird dieser Trend bestätigt. 73 Prozent der Befragten sind der Meinung, die Arbeitswelt von morgen werde zwangsläufig hybrid werden und 82 Prozent denken, dass die hybride Zusammenarbeit sogar ergiebiger sein kann als rein digitale oder rein analoge. Fachliche Meetings und Routinearbeiten können sich die Befragten am besten im digitalen Modus vorstellen, während kreative Prozesse und Verhandlungen besser im analogen Modus stattfinden sollten.

Doch es gibt auch Skeptiker, die anzweifeln, ob die Kultur im Unternehmen transparent genug für hybrides Arbeiten ist, ob die Führungskräfte damit umgehen können und ob das Mit- und Nebeneinander von analog und digital technisch und organisatorisch zu bewältigen ist.  Die Bedenken sind berechtigt, denn hybride Führung bringt eigene Herausforderungen mit sich.

Hybriden Führung – Besonderheiten

Das Führen im hybriden Arbeitsumfeld bringt einige Besonderheiten mit sich:

  • Die im Büro gewohnte Möglichkeit für spontane Rückfragen und Absprachen ist eingeschränkt. Die schnelle und informelle Abstimmung ist somit erschwert.
  • Die Kommunikation läuft überwiegend über elektronische Medien. Dadurch können leichter Missverständnisse entstehen.
  • Der direkte, persönliche Kontakt ist reduziert. Es besteht die Gefahr der Isolation, des Verlusts von Fokus und der Frustration.
  • Für die Führungskraft sind Leistungsbeurteilung und Kontrolle nicht wie gewohnt möglich. Was wir daher brauchen, sind neue Spielregeln und ist eine Führungskultur auf Vertrauensbasis.

Mehr zum Thema Führung auf Vertrauensbasis lesen Sie hier.

Hybride Führung: 6 Grundprinzipien

Ob hybride Führung erfolgreich ist, hängt in erster Linie von den Einstellungen der Führungskraft ab. Wir haben 6 Grundprinzipien zusammengestellt:

1. Individualität respektieren

Jeder Mensch tickt anders. Kurzarbeit, Homeoffice, Isolation, Stress, Ängste, Veränderungen und Unsicherheit. All diese Faktoren werden von Menschen sehr subjektiv empfunden. Was für den einen eine Lappalie ist, kann den anderen ganz schön aus der Bahn werfen. Respektieren Sie jeden Mitarbeitenden als Individuum mit seinen persönlichen Stärken, Ängsten und Grenzen. Damit stärken Sie automatisch die Resilienz und Belastbarkeit. Lernen Sie also, die Persönlichkeiten noch differenzierter einzuschätzen.

Lesetipp: Der Artikel „Typgerechte Eigenorganisation“ beschäftigt sich mit 4 Zeit-Typen.

2. Erwartungshaltungen managen

Alle haben andere Vorstellungen, wie die Arbeit im Homeoffice oder beim mobilen Arbeiten gestaltet werden soll. Führen Sie mit jedem Mitarbeitenden Gespräche, wie die persönlichen Vorstellungen mit den Interessen des Unternehmens zu vereinbaren sind. Diese Gespräche sind wichtig, denn Sie werden feststellen, dass hier oft der Grund für Missverständnisse und Unstimmigkeiten liegt.

Diskutieren Sie dabei auch die unterschiedlichen familiären und logistischen Voraussetzungen am Heimarbeitsplatz: Allein zuhause oder mit mehreren anderen Personen, genügend oder nur eingeschränkt Platz, technische Voraussetzungen, unterschiedliche Arbeitszeiten etc.

3. Eigenverantwortung stärken

Das Führungsverhalten der direkten Führungskraft hat eine unmittelbare Auswirkung auf die Eigenverantwortung und das Selbstbewusstsein der Mitarbeitenden. Wer seinen Teammitgliedern etwas zutraut, ihnen Wertschätzung entgegenbringt und sie in ihrer Entwicklung fördert, stärkt automatisch ihr Selbstbewusstsein und ihre Selbstverantwortung.

Wie Sie das Verantwortungsbewusstsein stärken, lesen Sie hier

4. Es geht nur mit Empathie und Vertrauen

Viele Menschen ändern gerade ihre Arbeitsweisen. Das trifft auch auf Ihr Team zu. Veränderungsprozesse begleiten uns an allen Ecken und Enden. Um sie positiv zu gestalten, brauchen Sie jetzt Empathie, Vertrauen und Geduld.

Zum Thema Führung auf Vertrauensbasis empfehlen wir Ihnen diesen Beitrag.

5. Mehr Nähe und mehr Kontakt

Je digitaler wir arbeiten, desto mehr Aufmerksamkeit braucht der Mensch. Diese neue, hybride Arbeitswelt verlangt noch mehr Zeit für die Führung der Mitarbeitenden. Je digitaler, dezentraler und flexibler Menschen arbeiten, umso wichtiger wird der Aufbau von persönlichen, vertrauensvollen Beziehungen. Nur so lassen sich Menschen auch aus der Distanz führen, motivieren und an Bord behalten.

Entscheidend sind dabei diese Fragen:

  • Wann wähle ich Online-Kommunikation?
  • Wann Offline-Kommunikation?
  • Wie gestalte ich den Mix?

Sicher ist, die seltenen Gelegenheiten des persönlichen Kontaktes sollten besonders motivierend und mit großer Aufmerksamkeit genutzt werden.

6. Mehr Organisation und Strukturen

Sie wollen neue Mitarbeitende einstellen und einarbeiten? Wie kann das funktionieren, wenn ständig ein Teil der Mannschaft im Homeoffice ist oder mobil arbeitet? Je mehr Sie also auf digitale Methoden umstellen, umso klarer sollten Prozesse, Anforderungen, Schnittstellen und Leitlinien schriftlich festgelegt sein.

Mehr zum Thema Funktions- und Stellenbeschreibungen lesen Sie hier.

Hybride Führung: 5 Praxistipps

1. Definieren Sie die Spielregeln für die Zusammenarbeit

Die Vorstellungen der Mitarbeitenden zu Arbeitszeiten und -regeln im Homeoffice können sehr unterschiedlich sein. Legen Sie daher die Spielregeln der Zusammenarbeit fest, am besten mit einer Zusatzvereinbarung zum Arbeitsvertrag.

  • Welches sind Kernarbeitszeiten, zu denen alle Teammitglieder erreichbar sein sollen?
  • Welche Reaktionszeiten gibt es für E-Mails und Anfragen?
  • Welche Prozesse gelten für die Kommunikation? Wer berichtet über welche Wege an wen? Wer informiert wen?
  • Wie sind die Zuständigkeiten geregelt?
  • Wer hat auf welche Dateien Zugriff?

Tipp: Machen Sie sich Gedanken darüber, welche Regeln und Prozesse für Ihr Team sinnvoll sind. Homeoffice bedeutet auch die Chance, störungsfrei und konzentriert an Aufgaben arbeiten zu können. Dieser Vorteil steht mit einer permanenten Erreichbarkeit per Telefon oder Chat im Widerspruch.
Es ist also sinnvoll, Zeitfenster festzulegen, zu denen Sie und Ihr Team jederzeit erreichbar sind, aber auch solche, wo es Chat- und Telefonpausen gibt.  So schaffen Sie auch Raum für störungsfreies Arbeiten.

2. Hybride Führung – hier ist Kommunikation Trumpf

Lassen Sie Ihre Mitarbeitenden im Homeoffice nicht im Ungewissen hängen. Gerade wenn Sie Ihr Team aus der Ferne führen, ist es wichtig, dass Sie Ihre Führungsfunktion als Ihre wichtigste Aufgabe sehen. Gute Kommunikation ist dabei Dreh- und Angelpunkt.

Diese 4 Elemente gehören unbedingt dazu:

  1. Kurzmeetings per Telefon- oder Videokonferenz zur Lagebesprechung und zum Teamzusammenhalt
  2. Einzeltelefonate mit jedem Mitarbeitenden
  3. Teammeetings per Telefon oder Video zu
    bestimmten Projekten
  4. Sichere Erreichbarkeit der Führungskraft zu festgelegte Zeiten

Tipps, wie Sie Meetings spannend gestalten, lesen Sie hier.

3. Starten Sie mit einem Kurzmeeting in den Tag

Halten Sie jeden Morgen oder zumindest zweimal pro Woche eine kurze Telefon- oder Videokonferenz mit Ihrem Team. Ca. 15 Minuten reichen in der Regel dafür aus. Geben Sie diesen Meetings einen Namen, z.B. „Morgen-Meeting“, „Morgen-Kaffee“ oder „Morgen-Treffpunkt“.

Ein Morgen-Meeting hat zugleich den Vorteil, dass jedem klar ist, dass der Arbeitstag nun beginnt. Im Meeting besprechen Sie, wo jeder gerade mit seinen Aufgaben steht. Legen Sie fest, welche Aufgaben als nächstes zu bearbeiten sind.

Tipp: Nehmen Sie sich zu Beginn des Meetings aber die Zeit, in die Runde zu fragen, wie es Ihren Mitarbeitenden geht. Wenn Sie hören, dass bei jemandem der Schuh drückt, dann verweisen Sie auf ein 1:1-Gespräch im Laufe des Tages. Nach dem Motto „Ich rufe Sie im Laufe des Nachmittags nochmal an.“

4. Führen Sie regelmäßig 1:1-Telefonate

Mindestens einmal pro Woche brauchen Sie jetzt ein 1:1-Telefonat mit jedem Mitarbeitenden, den Sie während der Woche nicht persönlich sehen. Dabei geht es nicht nur um fachliche Fragen, sondern auch um den persönlichen Austausch. Lassen Sie dabei keine Unterbrechungen zu.

Homeoffice, Kurzarbeit – dies alles bedeutet für viele Menschen auch eine große Verunsicherung. Es liegt folglich an Ihnen als Führungskraft, Ihren Mitarbeitenden jetzt Sinn und Orientierung zu geben.

Tipp: Legen Sie sich für die Telefonate eine Liste an, damit Sie niemanden vergessen. Machen Sie sich Notizen und speichern Sie diese ab. So sammeln Sie auf Dauer wichtige Hintergrundinformationen zu den persönlichen Bedürfnissen Ihrer Mitarbeitenden.

5. Führen Sie durch Ergebnisse

Im Homeoffice ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit wichtiger denn je. Eine inhaltliche Kontrolle erreichen Sie nur, indem Sie mit jedem Teammitglied Ergebnisse und Aufgaben vereinbaren. Was soll der Mitarbeitende Ihnen heute bzw. diese Woche liefern? Was soll er/sie erreichen?

Tipp: Definieren Sie bei Teammitgliedern, die diese Arbeitsweise nicht gewohnt sind, kleine Arbeitspakete, die gut zu schaffen sind, um die Motivation Ihrer Leute hochzuhalten. 

Hybride Führung: Seminarempfehlung

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