Silodenken ist ein verbreitetes Phänomen in Unternehmen. Es verursacht hohe Kosten und hemmt die Unternehmensentwicklung. Das Wort Silodenken steht für das isolierte Arbeiten einzelner Bereiche, Abteilungen oder Teams, die abgeschottet voneinander agieren, wie in einem Silo.
Wenn sich Silodenken einmal etabliert hat, verfolgt jede Abteilung nur die eigenen Interessen und Ziele, ohne Rücksicht auf das Gesamtunternehmen oder die Zusammenarbeit mit anderen Bereichen zu nehmen.
Im Folgenden beleuchtet dieser Beitrag, welche Ursachen diesem Verhalten zugrunde liegen, welche Frühsignale es gibt, welche tiefgreifenden Folgen es mit sich bringt und welche präventiven und akuten Maßnahmen ergriffen werden können, um es zu überwinden.
Wie entsteht Silodenken?
Die Ursachen sind vielfältig und reichen von strukturellen Barrieren bis hin zu kulturellen Herausforderungen.
Organisatorische Ursachen
Viele Unternehmen organisieren sich in Abteilungen, die klare Verantwortlichkeiten und eigene Ziele haben. Diese Linienorganisation begünstigt eine Fokussierung auf Abteilungsziele statt auf unternehmensweite Ergebnisse.
Mangelnde Kommunikation an den Schnittstellen
Fehlende oder unzureichende Kommunikation zwischen den Abteilungen erschwert den Austausch von Informationen und führt somit zu einem begrenzten Verständnis für die Arbeitsweise und Bedürfnisse anderer Teams. Dadurch funktionieren die wichtigen Schnittstellen zwischen den Bereichen nur eingeschränkt.
Konträre Zielsetzungen
Wenn Abteilungen widersprüchliche Ziele verfolgen, wird die Zusammenarbeit als störend empfunden, da sie als Belastung für die eigenen Aufgaben angesehen wird. Die Konkurrenz zwischen den Abteilungen um Budgets und Ressourcen wird dadurch befeuert.
Uneinheitliche Führungskultur
Führungskräfte, die Abteilungen isoliert führen und Abteilungsziele über gemeinsame Unternehmensziele stellen, verstärken das Problem. Bestehen zum Beispiel bereits im Führungskreis Konflikte, werden diese sich in der Folge auf die Mitarbeitenden ausdehnen. In Unternehmen mit starker Konkurrenz zwischen Abteilungen oder fehlender Wertschätzung für Zusammenarbeit wird Silodenken zusätzlich gefördert.
Mangelndes Bewusstsein für ganzheitliches Denken in der Unternehmenskultur
Im Kern des Problems steht immer ein mangelndes Bewusstsein für die wechselseitigen Abhängigkeiten zwischen den Abteilungen. Eine ganzheitliche Unternehmenskultur mit gemeinsamen Werten und Visionen will jedoch täglich praktiziert und gelebt sein.
Was sind die Folgen von Silodenken?
Gefährlich am Silodenken ist, dass sich die Folgen oft erst mit Zeitverzögerung zeigen. Die Frühfolgen sind oftmals schwer nachweisbar und kaum messbar. Daher werden sie leicht verkannt.
Erst wenn die Probleme akut werden und eine Krise hervorrufen, zeigt sich in einer detaillierten Analyse, dass der „Hase schon lange im Pfeffer lag“. Dann ist die Aufarbeitung umso aufwendiger und schwieriger. Daher ist es sinnvoll, die frühen Warnzeichen von Silodenken ernst zu nehmen.
Die Auswirkungen von Silodenken wollen wir daher in frühe Warnsignale und schwerwiegende Spätfolgen unterteilen.
Frühe Warnsignale für Silodenken
Die ersten Anzeichen von Silodenken äußern sich oft subtil, haben jedoch bereits einen negativen Einfluss auf die Effizienz und das Klima im Unternehmen:
Kommunikationsdefizite
Informationen werden nicht effektiv zwischen Abteilungen geteilt, was dann zu Missverständnissen und Verzögerungen führt. Die Stimmung zwischen den Bereichen ist gereizt. Jede Abteilung schottet sich nach außen ab und fühlt sich den anderen Abteilungen gegenüber als „etwas Besonderes“. Eine Einmischung von außen wird abgelehnt.
Koordinationsdefizite
Prozesse, die eine Zusammenarbeit zwischen Abteilungen erfordern, werden durch mangelnde Abstimmung verlangsamt, d.h. die Schnittstellen funktionieren träge und fehleranfällig. Doppelarbeit oder redundante Aktivitäten können die Folge sein.
Zusatzkosten durch Silodenken
Werden Synergien nicht genutzt und wird Wissen nicht geteilt, entstehen unnötige Mehrkosten für das Unternehmen.
Eingeschränkte Problemlösung und schlechte Entscheidungsfindung
Eine frühzeitige Abstimmung, die komplexe Probleme effizient lösen könnte, bleibt aus, da die Teams nur aus ihrer Perspektive handeln. Ohne einen umfassenden Blick auf das Unternehmen werden Entscheidungen dann auf Basis unvollständiger oder einseitiger Informationen getroffen.
Abnehmendes Vertrauen und sinkende Mitarbeiterzufriedenheit
Die mangelnde Transparenz zwischen Teams führt zu einem Gefühl von Misstrauen oder Konkurrenzdenken. Dadurch fühlen sich Mitarbeitende in einem von Silodenken geprägten Umfeld schnell demotiviert, insbesondere wenn sie erkennen, dass ihr Beitrag zum Gesamterfolg des Unternehmens durch mangelnde Zusammenarbeit eingeschränkt wird.
Silodenken im Frühstadium: Bei diesen Sätzen sollten Sie hellhörig werden
Menschen, die ein Silodenken zeigen, drücken indirekt oder direkt aus, dass sie primär auf die Interessen ihrer eigenen Abteilung oder ihres Teams fokussiert sind. Ihre Aussagen spiegeln oft eine mangelnde Bereitschaft zur abteilungsübergreifenden Zusammenarbeit oder ein fehlendes Verständnis für die Gesamtzusammenhänge des Unternehmens wider. Typische Aussagen könnten wie folgt klingen:
- „Das ist nicht unsere Aufgabe, das soll die andere Abteilung klären.“
- „Keine Ahnung, wozu die anderen das von uns brauchen.“
- „Die andere Abteilung hat keine Ahnung, wie es bei uns läuft.“
- „Das funktioniert bei uns doch bestens, warum sollte eine andere Abteilung sich einmischen?“
- „Für die Probleme in der anderen Abteilung können wir nichts, das ist deren Sache.“
Diese Aussagen zeigen, dass Menschen mit Silodenken ihre Abteilung oder ihr Team isoliert betrachten und abteilungsübergreifende Zusammenarbeit eher als Belastung, denn als Chance empfinden.
Schwerwiegende Spätfolgen von Silodenken
Wenn Silodenken nicht rechtzeitig erkannt und bekämpft wird, können sich langfristig schwerwiegende Folgen ergeben, die die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens massiv gefährden:
Innovationsstau
Der fehlende Austausch von Wissen und Perspektiven reduziert die Innovationskraft des Unternehmens, da potenzielle Synergien ungenutzt bleiben.
Verlust von Marktchancen
Ineffiziente Prozesse und mangelhafte Abstimmung können dazu führen, dass Marktchancen zu spät oder gar nicht genutzt werden.
Hohe Mitarbeiterfluktuation
Silodenken sorgt für Frustration und Demotivation. Dadurch erhöht sich die Fluktuation und wertvolle Talente, die gerne über den Tellerrand hinausdenken, werden vertrieben.
Fehlentscheidungen
Abteilungszentrierte Entscheidungen, die ohne Blick auf das Gesamtunternehmen getroffen werden, können strategisch schädlich sein.
Krisensituationen
Die Abschottung der Abteilungen kann zu schweren Konflikten führen und Krisen auslösen. Eine Eskalation bremst das gesamte Unternehmen aus. Die Energie aller Beteiligten wird in der Krise nach innen gerichtet. Das Unternehmen ist mit sich selbst beschäftigt, statt für seine Kunden wertschöpfend nach außen zu arbeiten.
Rufschädigung und Wettbewerbsverlust
Kunden oder Partner, die unkoordinierte Abläufe oder mangelnde Servicequalität wahrnehmen, könnten sich abwenden, was sich direkt auf den Umsatz und die Marktstellung auswirkt.
Mit welchen Maßnahmen können Sie Silodenken durchbrechen, um zu einem ganzheitlichen Denken zu kommen?
Um Silodenken gezielt entgegenzuwirken, ist es wichtig, sowohl präventive Maßnahmen zur Vorbeugung als auch Maßnahmen zur Bekämpfung akuter Probleme zur Hand zu haben.
9 präventive Maßnahmen gegen Silodenken
Präventive Maßnahmen zielen darauf ab, die strukturellen und kulturellen Bedingungen zu schaffen, die Silodenken von vornherein verhindern. Das Ziel besteht also darin, die Zusammenarbeit zwischen den Bereichen zu fördern und den Gemeinschaftssinn zu stärken.
1. Silodenken thematisieren
Wer weiß, dass Silodenken schädlich ist, dass es Fortschritt ausbremst und dass es im Unternehmen daher unerwünscht ist, hat schon den ersten Schritt zur Prävention getan. Daher ist es wichtig, dass die Geschäftsleitung und die Führungskräfte das Thema Silodenken ansprechen und zur „Chefsache“ machen.
Dieses Zitat von Virginia Satir, einer US-amerikanischen Psychotherapeutin, könnte ein Aufhänger sein, um Silodenken zur Sprache zu bringen:
„Wir begegnen uns in den Gemeinsamkeiten und wachsen an unseren Unterschieden.”
Virginia Satir
Die gemeinsamen Interessen liegen im Erfolg des Unternehmens und dienen dem Wohle aller. Die unterschiedlichen Sichtweisen von Abteilungen sind notwendig, um Fortschritte zu erzielen.
2. Führungskräfte als Vorbilder gegen Silodenken
Wenn die Abteilungsleitungen schon nicht miteinander können, wie sollen es dann die Mitarbeitenden tun? Daher ist es wichtig, dass die Führungskräfte mit gutem Vorbild vorangehen und einen konstruktiven und wertschätzenden Umgang miteinander pflegen.
Wie Sie die Führungskultur modernisieren können, lesen Sie hier.
3. Klarheit durch gemeinsame Ziele
Unternehmen brauchen transparente und abteilungsübergreifende Ziele, die für alle Mitarbeitenden verbindlich sind. Die Orientierung an einer gemeinsamen Vision stärkt das Bewusstsein für den Gesamterfolg.
4. Kommunikation fördern
Regelmäßige unternehmensweite Veranstaltungen und gemeinsame Plattformen erleichtern den Austausch von Informationen und Perspektiven. Feiern Sie daher bewusst Erfolge einzelner Bereiche übergreifend, um den Gemeinschaftssinn zu stärken.
5. Weiterbildung der Sozialkompetenzen
Mitarbeitende und Führungskräfte sollten regelmäßig in den Themenbereichen Zusammenarbeit, Konfliktmanagement und ganzheitliches Denken geschult werden. Dies schafft ein gemeinsames Verständnis und stärkt die Fähigkeiten, über den eigenen Bereich hinauszublicken.
6. Jobrotation
Jobrotation ist eine gezielte Personalentwicklungsmaßnahme, bei der Mitarbeitende zeitweise in anderen Abteilungen, Teams oder Aufgabenbereichen arbeiten. Diese Methode kann ein wirkungsvolles Mittel sein, um Silodenken in Unternehmen zu bekämpfen, da sie den Austausch zwischen Abteilungen fördert und Mitarbeitende für die Gesamtheit der Unternehmensprozesse sensibilisiert.
Tipp: Wie Jobrotation umgesetzt werden kann?
- Kurzfristige Hospitationen
Mitarbeitende verbringen eine begrenzte Zeit (z. B. eine Woche) in einer anderen Abteilung, um Einblicke in deren Arbeitsweise zu gewinnen. - Langfristige Rotationsprogramme
Besonders für Nachwuchsführungskräfte eignen sich Rotationsprogramme, bei denen sie für mehrere Monate in verschiedenen Abteilungen arbeiten.
7. Projektarbeit: Zusammenarbeit über Abteilungsgrenzen hinweg
Abteilungsübergreifende Projektarbeit basiert darauf, dass Teams aus Mitarbeitenden unterschiedlicher Abteilungen für eine definierte Aufgabe oder ein Ziel zusammenkommen. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit zwingt die Beteiligten, über die Grenzen ihres eigenen Bereichs hinauszudenken. Dadurch lernen sie, die Perspektiven und Arbeitsweisen anderer zu verstehen.
Die enge Zusammenarbeit in Projekten schafft persönliche Kontakte zwischen Mitarbeitenden aus unterschiedlichen Bereichen, was die Kommunikation und das Verständnis langfristig verbessert. Da Projektteams eigenverantwortlich arbeiten, wird auch die Verantwortung für den Erfolg geteilt. Dies stärkt das Bewusstsein für die Bedeutung der Zusammenarbeit über die Abteilungsgrenzen hinweg.
Abteilungsübergreifende Projekte gibt es in der Regel in jedem Unternehmen und Führungskräfte können darauf achten, dass möglichst viele Mitarbeitenden darin eingebunden werden.
Mehr zum Thema Teamarbeit lesen Sie hier.
8. Agiles Arbeiten als Antithese zum Silodenken
Agiles Arbeiten ist ein iterativer Ansatz, der auf flexiblen Prozessen, Selbstorganisation und kontinuierlichem Feedback basiert. Das bedeutet, dass Teams flexibel in kurzfristigen Zyklen arbeiten, um schneller auf Veränderungen reagieren zu können. Mitarbeitende organisieren sich in den entsprechenden Teams selbst und sind auch für die Definition ihrer Ziele verantwortlich. Typische Methoden wie Scrum oder Kanban betonen eine enge Zusammenarbeit und Transparenz.
Agile Teams bestehen aus Mitarbeitenden unterschiedlicher Fachbereiche (z. B. Marketing, IT, Produktentwicklung). Diese interdisziplinäre Zusammensetzung sorgt dafür, dass Silodenken von vornherein ausgeschlossen wird. Rituale wie tägliche Stand-ups, Sprint-Planungen oder Retrospektiven fördern eine offene Kommunikation.
Durch die Arbeit in kurzen Zyklen (Sprints) erhalten alle Beteiligten regelmäßig Einblick in den Fortschritt und können flexibel auf Veränderungen reagieren. Diese Transparenz verhindert, dass einzelne Abteilungen ihre eigenen Ziele isoliert verfolgen.
9. Wissensaustausch strukturieren
Um Silodenken zu überwinden, ist es auch wichtig, das Herrschaftswissen einzelner Bereiche zu durchbrechen. Wissen und Informationen sollten allen frei zugänglich, z.B. durch ein gut strukturiertes Intranet oder ein Wiki-System, das das Bunkern von Wissen aushebelt.
Mehr Informationen zum Wissensmanagement in Unternehmen finden Sie hier.
5 akute Maßnahmen gegen bestehendes Silodenken
Wenn Silodenken bereits tief in den Strukturen und der Kultur eines Unternehmens verankert ist, sind gezielte Eingriffe erforderlich, um das Problem zu beheben:
- Schnelle Kommunikationswege schaffen
Bei bestehenden Kommunikationsbarrieren sollte kurzfristig eine direkte und transparente Kommunikationsstruktur eingeführt werden, zum Beispiel durch Ad-hoc-Meetings oder digitale Plattformen für den sofortigen Austausch. - Abteilungsübergreifende Konflikte moderieren
In Fällen, in denen Spannungen zwischen Abteilungen bestehen, ist es essenziell, eine neutrale Moderation einzusetzen. Dies kann durch erfahrene interne Führungskräfte oder externe Mediatoren erfolgen. - Projektbezogene Zusammenarbeit erzwingen
Für akute Herausforderungen kann die Einführung von temporären Taskforces, die aus Mitgliedern verschiedener Abteilungen bestehen, ein schnelles Umdenken fördern und konkrete Ergebnisse liefern. - Offene Feedback-Runden organisieren
In regelmäßigen offenen Foren können Mitarbeitende Probleme ansprechen und Lösungen diskutieren. Diese ermöglichen es, kurzfristige Hindernisse zu identifizieren und direkt anzugehen.
Silodenken stellt für Unternehmen eine Herausforderung dar, die möglichst frühzeitig verhindert und bei Bedarf gezielt bekämpft werden muss. Präventive Maßnahmen legen den Grundstein für eine Kultur der Zusammenarbeit, während akute Maßnahmen notwendig sind, um bestehende Probleme schnell zu lösen.
Durch eine Kombination aus strategischer Planung und operativen Eingriffen können Unternehmen Silodenken nachhaltig überwinden und so ihre Effizienz, Innovationskraft und Mitarbeiterzufriedenheit verbessern.
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