Sie fallen in einen sogenannten „Flow-Zustand“, in dem Sie hoch konzentriert, äußert effizient und wie in Trance arbeiten. Wir alle wissen, was für ein zufriedenstellender Zustand das ist. Leider gelingt es uns nicht immer, so zu arbeiten. Wie also kommen Sie leichter in den “Flow-Zustand”?
Was ist ein „Flow-Zustand“?
Die „Flow-Theorie“ ist nicht neu. Der Pädagoge Kurt Hahn umschrieb sie Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Begriff der „schöpferischen Leidenschaft“. Populär wurde der Begriff aber erst durch Mihály Csíkszentmihályi, der an der Universität in Chicago forschte und lehrte. 1975 beschrieb er das „Concept of Flow“. Seither hat sich der englische Begriff „Flow“ eingebürgert.
Der „Flow-Zustand“ ist ein beglückendes Gefühl mentaler Vertiefung oder das restlose Aufgehen in einer Tätigkeit. Die Betroffenen vergessen Raum und Zeit und fokussieren sich lediglich auf eine Sache. Das ist ein Moment von Glückseligkeit, aber auch ein Moment voller Produktivität.
Dieser Zustand scheint relativ häufig von Sportler, Musikern und Künstlern erlebt zu werden. In der Tat haben diese Aktivitäten ein hohes Potential dafür, die Außenwelt in Vergessenheit geraten zu lassen. Einen „Flow“ kann man bei der Arbeit ebenso wie bei einem Hobby erleben. Jede Aktivität, die Sie jemals getätigt haben, hat das Potential für eine derartige Erfahrung“. Selbst das Socken aufhängen.
Natürlich kann man niemals einen „Flow-Zustand“ zu 100 Prozent planen, aber wir können leicht die Wahrscheinlichkeit steigern, in ihn zu geraten.
Was passiert im „Flow“?
Wer in den Flow-Zustand gerät, erlebt dies manchmal wie in Trance. Man vergisst Zeit und Raum.
Wissenschaftler konnten messen, dass unser Körper direkt nach einer Flow-Phase verstärkt Glückshormone (Endorphine) ausschüttet. Die Herzfrequenz wird rhythmischer und die Hautleitfähigkeit steigt. Wir sind voll konzentriert auf unsere Aufgabe.
Man geht davon aus, dass regelmäßige „Flow-Erlebnisse“ die seelische und körperliche Gesundheit im Allgemeinen verbessern. Sie sorgen nicht nur für Zufriedenheit, sondern fördern auch die Resilienz.
Wie kommt man in den „Flow-Zustand“?
Ich möchte Ihnen vier generell anwendbare Schritte anbieten, die Ihnen einen leichteren und schnelleren Zugang zu einem „Flow-Zustand“ ermöglichen:
1. Umgebung
Schaffen Sie sich ein ablenkungsfreies Arbeitsumfeld. Stellen Sie sicher, dass Sie einen ruhigen und aufgeräumten Arbeitsplatz haben. Richten Sie sich eine optimale Beleuchtung ein. Stellen Sie ein Glas Wasser neben Ihren Schreibtisch und kommen Sie nicht hungrig an Ihren Arbeitsplatz.
Die größte Gefahr für fokussiertes Arbeiten sind Ablenkungen. Wir wissen alle, dass unser Gehirn leicht in die Versuchung gerät, abzuschweifen und innere Ablenkung zu schaffen. Stellen Sie also sicher, dass zumindest die Außenwelt so wenig wie möglich Ablenkungspotenzial bereithält.
Die kompletten Rahmenbedingungen müssen passen. Planen Sie einen Arbeitsblock von mindestens 45 Minuten ein, denn es benötigt eine gewisse Zeit, um in den „Flow“ zu gelangen. Das kann bis zu 15 Minuten dauern. Wenn Sie also nur sehr kurze Arbeitsphasen planen oder ständig unterbrochen werden, dann müssen Sie jedes Mal bei null anfangen. Selbst bei einer kurzen Unterbrechung müssen Sie also wieder von vorne beginnen.
Musik könnte Ihnen dabei helfen, vor allem, wenn es sich um eine kreative Aufgabe handelt. Das ist jedoch im Allgemeinen sehr personen- und aufgabenabhängig. Wenn Sie Musik verwenden, sollte diese eine gewisse Ruhe ausstrahlen. Nehmen Sie eine spezifische Playlist immer dann, wenn Sie arbeiten. Somit konditionieren Sie sich auf die Musik und werden automatisch produktiv, wenn Sie diese Musik hören.
Die Kontrolle der Umgebung ist der pragmatischste Tipp von allen. Jeder von Ihnen kann leicht sicherstellen, dass er ein passendes Umfeld gestaltet.
Weitere Tipps zur Vermeidung von Ablenkungen: Wie Sie Zeitdiebe fassen und Zeitfallen umgehen
2. Klare Aufgaben
Wenn Sie keine klare Aufgabe haben, kein Ziel, auf das Sie hinarbeiten, dann werden Sie an häufigen Unterbrechungen leiden. Seien Sie sich klar darüber, was genau Sie schaffen möchten.
Was konkret soll das Ergebnis sein? Was sind andere Aufgaben, die aber nur am Rande mit der Hauptaufgabe zu tun haben? Koppeln Sie diese Aufgaben ab.
Wenn Sie alle 10 Minuten darüber nachdenken müssen, was sie als Nächstes zu tun haben, dann werden Sie ständig aus dem „Flow“ gezogen und müssen wieder von vorne anfangen.
3. Leidenschaft
Leidenschaft scheint ein sehr weicher Faktor zu sein, das liegt in seiner Natur. Wahre Leidenschaft entsteht aus einer intrinsischen Motivation, nicht aus einer extrinsischen Motivation.
Wie schafft man intrinsische Motivation? Die „Bedürfnispyramide von Abraham Maslow“ gibt wertvolle Hinweise dazu. Die ersten 4 Motivationsstufen sind extrinsisch motiviert. Die letzte Stufe, die Stufe der Selbstverwirklichung, ist intrinsisch motiviert. Es geht dabei um den Wunsch, das eigene, individuelle Potential auszuschöpfen.
Wenn Sie sich selbst kennen und wissen, was Ihre Leidenschaft ist, dann sind Sie von innen heraus motiviert, also intrinsisch. Sie verwirklichen sich selbst.
Wer also allein wegen des Gehaltsscheck arbeitet, ist extrinsisch motiviert. Die intrinsische Motivation ist ein großer Vorteil in vielerlei Hinsichten. Angefangen von der Kreativität, bis hin zum „Flow“.
Optimalerweise folgen Sie also Ihrer Leidenschaft und Sie werden längere und häufigere „Flow“-Zustände erleben. Für die Mitarbeiterführung bedeutet dies, dass Arbeitsbereich und persönliche Stärken jedes Mitarbeiters im Einklang stehen sollten. Kennen Sie die Stärken Ihrer Mitarbeiter? Wissen Sie, bei welchen Aufgaben Sie in einen „Flow“ geraten? Natürlich kann man nicht 8 Stunden am Tag im „Flow“ sein, aber der Zugang zu „Flow-Zuständen“ sollte für jeden so gut wie möglich gegeben sein. Zufriedenheit und Motivation sind das Ergebnis von „Flow-Zuständen“.
4. Geduld
Versuchen Sie doch einmal, eine Minute nicht an einen weißen Eisbären zu denken? Sie werden es nicht schaffen, stimmt´s? Im Gegenteil, Sie werden so oft an einen weißen Eisbären denken, wie Sie es schon lange nicht mehr getan haben.
Wenn wir dieses Beispiel auf den „Flow“ beziehen, dann ist es wichtig, geduldig zu sein. Wenn Sie sich selbst drängen und sich fragen, wann Sie endlich in einem „Flow-Zustand“ geraten, dann stehen Sie sich lediglich selbst im Weg. Atmen Sie durch und lassen Sie sich auf den Prozess ein. Vertrauen Sie auf den Prozess und beobachten Sie nicht, ob Sie bereits Raum und Zeit vergessen haben. Damit werden Sie nur das Gegenteil bewirken. Gehen Sie die Sache entspannt an. Bereiten Sie Ihr Umfeld vor, definieren Sie eine klare Aufgabe und fangen Sie dann einfach an zu arbeiten. Lassen Sie Ihren Gedanken freien Lauf. Wenn Sie es ohne Druck versuchen, dann wird es am ehesten passieren.
Diese Geduld können Sie sich zum Beispiel durch Meditation antrainieren. Mittlerweile stellt sich in der Wissenschaft schon lange nicht mehr die Frage, ob Meditation funktioniert und was sie für Vorteile hat. Es ist eine altbewährte Tatsache, dass die investierte Zeit und emotionale Arbeit während der Meditation eine mehr als lohnende Auswirkung auf die Psyche haben. Sie haben weniger Angst, fühlen sich glücklicher, verlangsamen den Alterungsprozess Ihres Gehirns, können Ihr Gehirn besser kontrollieren, sich konzentrieren, Ihre Kreativität steigern und somit auch den „Flow“ besser hervorrufen.
Ein letzter Tipp
Stellen Sie sich folgende Fragen:
- Erinnern Sie sich an einen Ihrer „Flow-Zustände“?
- Waren alle 4 oben genannten Punkten mehr oder weniger gegeben?
- Gab es einen weiteren Faktor, der für Sie ausschlaggebend war?
Analysieren Sie bewusst Ihre Momente von „Flow“ und schaffen Sie ein optimales Umfeld für Ihre eigene Entwicklung.
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