5 Faktoren für den Teamerfolg, Aristoteles-Studie

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5 Faktoren für Teamerfolg: Was wir aus der Aristoteles-Studie lernen können

Teamerfolg bedeutet aus Unternehmenssicht, dass ein Team die definierten Ziele erreicht und dabei effektiv und produktiv zusammenarbeitet. Aus dem Blickwinkel der Team-Mitglieder steckt hinter einem Teamerfolg vorrangig der Aspekt, persönliche Zufriedenheit und Selbstbestätigung aus dem gemeinsamen Erfolg zu schöpfen. Dabei spielt es eine wesentliche Rolle, dass sie sich als Mensch im Team wohlzufühlen, dort anerkannt und wertgeschätzt werden.

Doch warum sind manche Teams erfolgreicher als andere? Welche Faktoren machen den Teamerfolg aus? Diesen Fragen widmete sich der Google-Konzern im Aristoteles Projekt, das überraschende Ergebnisse liefert.

Was ist das Aristoteles-Projekt?

Im Jahr 2012 startete Google die Initiative „Project Aristotle“ mit dem Ziel, zu entschlüsseln, welche Faktoren ein erfolgreiches Team ausmachen.

Über zwei Jahre hinweg untersuchte Google mit Hilfe eines Forscherteams, bestehend aus Psychologen, Soziologen, Statistikern und Natur- und Wirtschaftswissenschaftlern, 180 Google-Teams. Der Auftrag lautete, Muster und Regeln zu identifizieren, die für den Teamerfolg entscheidend sind. Das Unternehmen nahm dafür Millionen in die Hand und gab dem Forscherteam dabei auch die notwendige Zeit, um Thesen zu formulieren, zu hinterfragen und neu zu entwickeln.

Die Studie wurde 2015 abgeschlossen. Die fundamentalen Prinzipien der Teamarbeit, die sich daraus ableiten und die Schlüsse, die sich daraus für die Unternehmens- und Mitarbeiterführung ziehen lassen, sind zeitlos.

Nach unseren Informationen steht die Originalstudie nicht öffentlich zur Verfügung. Es gibt jedoch eine Reihe von Sekundärquellen dazu, u.a. in einem ausführlichen Beitrag in der New York Times, in einem Impulse-Artikel und in einem Interview der Süddeutschen Zeitung.

Woher kommt der Name „Aristoteles-Projekt“?

Den Namen „Project Aristotle“ hat das Forscherteam sehr bewusst gewählt. Der griechische Philosoph Aristoteles (384 v. Chr. – 322 v. Chr.), gilt als einer der einflussreichsten Denker der Geschichte. Die Schriften dieses Universalgenies befassen sich mit einer Vielzahl von Themen, einschließlich Ethik, Politik, Logik und Metaphysik.

Die Ideen von Aristoteles haben über die Jahrhunderte hinweg ihre Relevanz bewahrt. Die Wahl seines Namens sollte daher die zeitlose Bedeutung der Studienergebnisse unterstreichen und ihre übergreifende Anwendbarkeit auf verschiedene Teams und Kontexte verdeutlichen.

Teamerfolg durch Synergie-Effekte

„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“. Hinter diesem Zitat von Aristoteles steckt die Idee, dass komplexe Systeme Eigenschaften oder Verhaltensweisen aufweisen, die sich nicht einfach aus den Eigenschaften oder dem Verhalten ihrer einzelnen Bestandteile ableiten lassen. Die Summe der Einzelbausteine ergibt etwas Bedeutenderes.

Diese Erkenntnis lässt sich auf viele Bereiche übertragen und Aristoteles, der als Universalgelehrter auch Naturforscher und Arzt war, fand diesen Zusammenhang zum Beispiel in der Natur, der Physik und der Biologie wieder. So ist ein Lebewesen mehr als die Summe seiner Zellen, denn die Zellen interagieren miteinander und bilden komplexe Organe und Systeme, die neue Funktionen ermöglichen.

Ebenso ist es in sozialen Systemen: Eine Gruppe von Menschen kann mehr erreichen als die Summe ihrer Einzelmitglieder. Durch Zusammenarbeit und Interaktion können Gruppen neue Ideen entwickeln, Probleme lösen und komplexe Aufgaben bewältigen. Ein wichtiger Begriff in diesem Zusammenhang ist daher Synergie.

Doch warum entwickeln manche Teams diese Synergie-Effekte, während die Gesamtleistung anderer Teams unter den Erwartungen bleibt?

Wenn ein Team sich ausbremst: Der Ringelmann-Effekt

Das Ganze kann auch weniger als die Summe seiner Teile sein. Wir beobachten immer wieder, u.a. auch im Mannschaftssport, dass ein Team von Spitzenleuten schlechter abschneidet als ein Team von durchschnittlich leistenden Menschen. Dahinter verbirgt sich der Ringelmann-Effekt, der die Tatsache beschreibt, dass Menschen in der Gruppe eine geringere Leistung erbringen, als aufgrund der summierten Einzelleistungen zu erwarten wäre.

Grund für die Leistungsminderung von Einzelpersonen in Gruppen ist der individuelle Eindruck, dass die eigene Leistung in der Gruppe nur wenig zum Gesamterfolg beiträgt. Also strengt sich jeder Einzelne etwas weniger an. Je stärker dieser Eindruck ist, umso weniger legen sich die Einzelmitglieder ins Zeug.

Mehr zum Ringelmann-Effekt lesen Sie hier.

Die Frage ist also: Wann greift der Ringelmann-Effekt und wann profitiert das Team von Synergie-Effekten?

Was den Teamerfolg überraschenderweise kaum beeinflusst

Zurück zur Aristoteles-Studie. Anfangs nahmen die Forscher an, dass die Zusammensetzung des Teams der entscheidende Faktor für den Teamerfolg ist.

Daher beleuchteten die Forscher zunächst folgende Faktoren:
Leisten Teams etwa bessere Ergebnisse, wenn …

  • die Team-Mitglieder ähnliche Interessen und Hobbies haben?
  • das Team oft auch die Freizeit miteinander verbringt?
  • sich die Team-Mitglieder als beste Freunde bezeichnen?
  • eine besondere Mischung aus extrovertierten und introvertierten Menschen besteht?
  • eine besondere Mischung aus Fachkompetenzen vorliegt?
  • innerhalb des Teams eine Hierarchie vorliegt oder stärker gleichberechtigt gearbeitet wird?

Überraschenderweise zeigten die Ergebnisse jedoch, dass all diese Faktoren kaum Einfluss auf den Teamerfolg hatten.

Was macht also den Teamerfolg aus?

Mehr und mehr kristallisierte sich in der Aristoteles-Studie folgende Erkenntnis heraus:

Entscheidend für den Teamerfolg ist nicht, aus welchen Personen sich ein Team zusammensetzt, sondern wie die Team-Mitglieder sich organisieren, miteinander kommunizieren und interagieren.

Am Ende formulierten die Forscher 5 Erfolgsfaktoren, auf die wir im Folgenden detailliert eingehen werden.

Diese 5 Faktoren machen den Teamerfolg aus

Die Grafik zeigt die 5 Erfolgsfaktoren im Überblick.

5 Faktoren für den Teamerfolg, Aristoteles-Studie
5 Faktoren für den Teamerfolg, Aristoteles-Studie

Wir beginnen mit dem fünftwichtigsten Faktor und arbeiten uns dann zum wichtigsten Faktor vor.

Die Nummer 5: Teamerfolg durch Wirksamkeit

Wir sprechen von Wirksamkeit oder besser Selbstwirksamkeit, wenn Menschen das Gefühl haben, dass ihre persönliche Leistung für das Team von Bedeutung ist. Genau dieser Eindruck fehlt Menschen nämlich beim oben beschriebenen Ringelmann-Effekt.

Wenn wir das Gefühl haben, der eigene Beitrag ist unerheblich oder das ganze Projekt nur eine „Beschäftigungstherapie“, geben wir automatische nicht unser Bestes.

Die Wirksamkeit der Arbeit sollte sowohl aus der Sicht des einzelnen Team-Mitglieds als auch aus Sicht des Gesamtteams positiv beantwortet werden.

Jedes Team-Mitglied sollte daher folgende Aussagen bestätigen können:

  • Mir ist klar, welchen Beitrag ich zum Teamerfolg leiste.
  • Mir ist klar, welchen Beitrag unser gemeinsamer Teamerfolg für den Unternehmenserfolg bedeutet.

Unser Tipp für Führungskräfte:

Individualziele und Teamziele werden gleichermaßen gebraucht, um Menschen die Bedeutung ihrer Arbeit deutlich zu machen. Nehmen Sie die Mitarbeitergespräche immer wieder zum Anlass, um Menschen deutlich zu machen, dass ihr persönlicher Beitrag für den Team- und für den Unternehmenserfolg wichtig ist.

Mehr zum Thema Selbstwirksamkeit finden Sie in einem separaten Blog-Artikel.

Tipps, wie Sie mit Zielen wirksam führen, lesen Sie hier.

Die Nummer 4: Teamerfolg durch Sinn

Angesicht der vielen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit stellen sich Menschen immer öfter die Frage nach dem Sinn ihrer Arbeit. Welchen Beitrag leiste ich für die Gesellschaft? Warum mache ich diesen Job? Diese Sinnfrage wird jeder Mensch sehr persönlich beantworten. Mögliche Antworten sind zum Beispiel:

Meine Arbeit trägt dazu bei:

  • meine persönlichen Ziele zu erreichen
  • meine Familie zu ernähren
  • anderen Wissen zu vermitteln
  • dass Menschen sich sicherer fühlen
  • dass Menschen besser leben können
  • Menschen gesund zu erhalten
  • die Umwelt zu entlasten
  • Ressourcen zu schonen
  • die Digitalisierung voranzutreiben
  • etc.

Unser Tipp für Führungskräfte:

Sprechen Sie mit Menschen über den Sinn ihrer Tätigkeit. Vermitteln Sie die Vision und die Mission Ihres Unternehmens.

Finden Sie im Gespräch heraus, was Ihre Mitarbeiter antreibt und persönlich bewegt. Dies ist der Schlüssel zur Steigerung der intrinsischen Motivation.

Die Nummer 3: Teamerfolg durch klare Strukturen

Fehlende Klarheit über die Strukturen und Prozesse behindert das gesamte Team und mindert den Teamerfolg. Jedes Teammitglied sollte daher wissen und jederzeit nachlesen können:

  • Was sind meine Aufgaben? Was hat Priorität?
  • Wie laufen die Prozesse ab?
  • Wie sind die Schnittstellen definiert?
  • Was darf ich selbst entscheiden?
  • Wo muss ich Rücksprache nehmen?

All diese Fragen sind zu beantworten, damit jedes Team-Mitglied die optimalen Ergebnisse abliefern kann. Die Klarheit über die Strukturen und Prozesse erleichtert die tägliche Arbeit, vermeidet Missverständnisse und Reibereien und sorgt somit für Effizienz und eigenständiges Arbeiten.

Unser Tipp für Führungskräfte:

Die Grundlage für klare Strukturen sind Funktionsbeschreibungen für alle Rollen im Unternehmen.

Wie Sie Funktionsbeschreibungen erstellen und warum alle Funktionsbeschreibungen jedem Teammitglied jederzeit zugänglich sein sollten, lesen Sie hier.

Die Nummer 2: Teamerfolg durch Verlässlichkeit

In erfolgreichen Teams können sich die Mitglieder darauf verlassen, dass ihre Kollegen ihre Verpflichtungen erfüllen und Aufgaben pünktlich und zuverlässig erledigen. Dies schafft gegenseitiges Vertrauen und ermöglicht eine gute Zusammenarbeit.

Was einleuchtend klingt, scheint dennoch immer weniger eine Selbstverständlichkeit zu sein. Wir brauchen daher eine ehrliche Auseinandersetzung über die gemeinsamen Werte, die uns als Team leiten und uns Orientierung für unser Handeln geben. Verlässlichkeit ist einer dieser zentralen Werte.

Unser Tipp für Führungskräfte

Werte, die nur auf dem Papier oder auf der Internetseite auftauchen, bringen nichts. Werte sollten gemeinsam erarbeitet und diskutiert werden. Aus den Werten sollte jedes Team dann konkrete Verhaltensregeln für die tägliche Zusammenarbeit ableiten.

Zum Beispiel: Verlässlichkeit bedeutet für uns:

  • pünktlich zum Teammeeting zu erscheinen
  • Fristen und Versprechungen einzuhalten
  • rechtzeitig und proaktiv zu informieren, wenn es zu Verzögerungen kommt
  • zu sagen, wenn wir noch freie Kapazitäten haben, um andere zu unterstützen
  • etc.

Die absolute Nummer 1: Teamerfolg durch psychologische Sicherheit

Teams mit hoher psychologischer Sicherheit, in denen sich die Team-Mitglieder respektiert fühlten und ihre Meinung oder Ideen frei äußern konnten, ohne Angst vor negativen Konsequenzen, waren laut Aristoteles-Projekt deutlich erfolgreicher als Teams mit geringer psychologischer Sicherheit.

Merkmale für psychologische Sicherheit

Was bedeutet psychologische Sicherheit und an welchen Merkmalen kann ich sie festmachen? Diese Werte sind kennzeichnend dafür:

  • Vertrauen: Die Teammitglieder vertrauen einander und darauf, dass sie offen und ehrlich miteinander umgehen können. Dies ist die Basis für alle anderen Werte.
  • Respekt: Die Teammitglieder respektieren sich gegenseitig mit ihren Stärken und Schwächen. Sie sehen somit unterschiedliche Meinungen und Ansichten als Bereicherung und Inspiration, um die bestmöglichen Lösungen zu finden.
  • Unterstützung: Die Teammitglieder unterstützen einander und helfen sich gegenseitig, zu lernen und zu wachsen. Keiner wird im Stich gelassen.
  • Fairness: Die Teammitglieder erleben den Umgang miteinander als fair und gerecht. Dadurch fühlt sich niemand ausgenutzt oder übervorteilt.
  • Offenheit: Die Teammitglieder fühlen sich frei, neue Ideen vorzustellen und auch unkonventionelle Ansätze zu diskutieren. Konflikte werden offen angesprochen und konstruktiv gelöst.
  • Ehrlichkeit: Die Teammitglieder können Fehler zugeben, ohne Angst vor negativen Konsequenzen wie Lächerlichkeit, Bestrafung oder Ausgrenzung zu haben.

In einem solchen Umfeld profitiert das ganze Team von der Kreativität und Innovationskraft seiner Mitglieder. Synergien werde frei, was zu besseren Entscheidungen und Ergebnissen führt. Gleichzeitig steigen Engagement und Motivation jedes Einzelnen, was wiederum die Erfolgsspirale weiter antreibt. Dies bedeutet, dass das Team sich immer weiterentwickeln wird und immer bessere Ergebnisse erzielt.

4 Tipps für Führungskräfte zum Thema psychologische Sicherheit

Um die psychologische Sicherheit im Team zu fördern, gibt es viele Ansatzpunkte. Hier sind einige Tipps dazu:

1. Werte wollen gelebt werden

Vertrauen, Respekt, Verlässlichkeit und Offenheit. All diese Werte finden in der Kultur des Unternehmens nur dann ihren Platz, wenn sie von oben vorgelebt werden.

Zeigen Sie Ihren Teammitgliedern, dass Sie ihnen vertrauen und dass Sie glauben, dass sie gute Entscheidungen treffen können. Ermutigen Sie Menschen, ihre Meinung zu äußern und kommunizieren Sie transparent und ehrlich, auch wenn es um schwierige Themen geht.

Was eine vertrauensbasierte Führungskultur ausmacht, lesen Sie hier.

2. Fördern Sie eine Lernkultur

Sehen Sie Fehler als Lernchance und bestrafen Sie Teammitglieder daher nicht für unabsichtliche Fehler. Ermutigen Sie Ihre Teammitglieder, aus Fehlern zu lernen und sich so stetig weiterzuentwickeln.

Wie der Weg von einer Fehlerkultur zu einer Lernkultur aussehen kann, lesen Sie hier.

3. Achten Sie auf eine gesunde Kritikkultur

Geben Sie Ihren Teammitgliedern regelmäßig Feedback, aber tun Sie dies auf konstruktive und wertschätzende Weise.

Wie Sie eine gesunde Kritikkultur im Unternehmen fördern können, lesen Sie hier.

4. Feiern Sie Erfolge

Feiern Sie gemeinsam die Erfolge des Teams, sowohl große als auch kleine.

Teams unterstützen und entwickeln – wir beraten Sie gerne!

Sie haben Teams im Unternehmen, die nicht optimal zusammenarbeiten?

Training und Coaching sind Lösungen, um Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die ein Team ausbremsen. Manchmal sind die Strukturen und Prozesse unklar und müssen neu definiert werden. Manchmal behindern unterschiedliche Wertevorstellungen oder Spannungen auf der Beziehungsebene den Teamerfolg. Es lohnt sich, genauer hinzuschauen, um Blockaden zu lösen und dem Team eine Neuorientierung zu geben.

Wir unterstützen Sie gerne dabei, Ihre Teams auf die Erfolgsspur zu bringen.

Sprechen Sie uns gerne an und vereinbaren Sie ein unverbindliches Fachgespräch.

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